Werner Böther
geb. 1953, Dipl.-Ing. Elektrotechnik, 1972-1976 FB Elektrotechnik, im Ruhestand
„In der Ingenieurschule ist damals schon frühzeitig eine große Computeranlage installiert worden. Es gab fünf oder sechs Arbeitsplätze für Studenten. Die Anlage war allerdings so laut, dass wir eigentlich Ohrenschützer hätten tragen müssen.
Trotzdem habe ich hier zwei bis drei Semester meiner Studienzeit verbracht und alle Berechnungen für meine Abschlussarbeit am Computer erstellt. Dabei konnten wir ziemlich frei studieren. Eine Präsenzpflicht bei den Vorlesungen gab es nicht. Meinen Studienschwerpunkt hatte ich in den Bereichen Starkstrom und Energietechnik gesetzt.
Ich konnte es mir zunächst vorstellen, einmal Betriebsleiter eines AKW zu werden. Doch infolge der Diskussion über und den Protesten gegen die Atomkraft in den 1970er Jahren habe ich von diesem möglichen Berufsziel Abstand genommen, bin in die Medizintechnik gegangen und habe bei verschiedenen internationalen Unternehmen in leitenden Positionen gearbeitet.“
Uwe Tratzig
geb. 1956, hat die FH ohne Abschluss verlassen, 1977-1989 FB Elektrotechnik, heute u. a. EDV-Leiter
„Eigentlich wollte ich Informatik studieren. Das war an der FH nicht möglich und für die Uni fehlte mir das Abitur. Also habe ich mich als Hardcore-Bochumer für Elektrotechnik, Vertiefung Automatisierungstechnik eingeschrieben. In den ersten beiden Semestern habe ich auch richtig losgelegt – ich war u. a. in der Fachschaft, im Studentenparlament und im AStA. Dann habe ich noch ehrenamtlich im AStA-Verkauf meine Kommilitoninnen und Kommilitonen mit Kurvenlinealen, Rapidographen und wissenschaftlichen Taschenrechnern in Mengen versorgt, von denen manche Läden nur träumen konnten. Dadurch war ich zwar bekannt wie ein bunter Hund, aber mein Studium hat sich ganz erheblich in die Länge gezogen. Irgendwann war die Luft raus. Durch einige Lebensumstände musste ich Geld verdienen, habe mich nicht mehr zurückgemeldet und bin folgerichtig 1989 zwangsexmatrikuliert worden. Dank meiner Verbindungen habe ich trotzdem immer adäquate Stellen bekommen und ich konnte mich auch immer um meine Familie kümmern – das war mir sehr viel wichtiger als irgendeine Karriere. Die Zeit an der FH hat mir auch für meine persönliche Entwicklung damals sehr viel gegeben, obwohl mir der Abschluss fehlt.“
Michael Krause
geb. 1976, Diplom-Kaufmann, 2003-2006 FB Wirtschaftswissenschaften, heute stellvertretender Einkaufsleiter
„Ich erinnere mich gut an meine Entscheidung damals, zur Fachhochschule zu gehen. Mir war die Praxisnähe schon damals sehr wichtig – und die brachte das Konzept der Fachhochschule Bochum wie selbstverständlich mit. Meine Studentenzeit war geprägt durch eine tolle Atmosphäre unter den Studierenden – und den Lehrenden. Es war familiär, auf Augenhöhe. An großen Universitäten schien es mir als sei jeder Student nur eine anonyme Nummer – wir an der FH hatten Namen, die Professoren kannten uns und unsere Stärken und Schwächen.“
August Ambacher
geb. 1947, Ing. (grad.) Maschinenbau, 1969-1972 , FB Maschinenbau, Fachrichtung Konstruktionstechnik, heute Rentner
„Für meinen Diplom-Ingenieur im Fach Maschinenbau wären mir zwar ein paar Leistungsscheine angerechnet worden, aber ich hätte trotzdem noch vier oder fünf Semester an der RUB weiterstudieren müssen. Weil ich aber mit 25 Jahren noch nicht richtig verdient hatte, habe ich es beim 1972 an der Ingenieurschule in der Kohlenstraße erworbenen ‚graduierten Ingenieur belassen, der später in ‚Diplom-Ingenieur‘ an der FH umgeschrieben worden ist. Wir waren damals der erste Jahrgang, bei dem das möglich war. Das strukturierte Studium mit den jeweils nur wenigen Leuten hat mir sehr gefallen, denn bei der kleinen Gruppe haben uns die Lehrenden mit Namen gekannt. In der Vorlesung haben wir drei Meter vor der Tafel gesessen und wenn einer mal nachgefragt hatte, hat der Lehrende die Passage so lange erklärt, bis sie auch der Dümmste verstanden hat. Mit den Gastdozenten bin ich nicht immer glücklich gewesen, da es bei ihnen zum Teil an pädagogischen Fähigkeiten mangelte.“
Margret Maßmann
geb. 1953, Vermessungsingenieurin, 1972-1975 FB Vermessungswesen in Recklinghausen-Suderwich, heute Rentnerin
„Wir waren im Fachbereich drei Frauen. Von denen hat keine durchgehend in ihrem Beruf gearbeitet, denn es gab keine Möglichkeit, für die Kindererziehung zu pausieren oder in Teilzeit zu arbeiten.
Ein Wiedereinstieg war bei diesem von Männern dominierten Bereich praktisch nicht möglich. Ich habe nach meinem Examen bei der Kreisverwaltung in Paderborn angefangen, dann recht schnell hintereinander zwei Kinder bekommen und seit 1989 für Behörden gearbeitet. Wir waren als Vermessungsingenieurinnen und -ingenieure nach dem Examen gefragt. Damals standen Arbeitgeber an den Toren der Hochschule und haben versucht, Mitarbeiter anzuwerben. Die Räumlichkeiten waren damals noch sehr spartanisch. Für uns waren die Studienbedingungen zu der Zeit ok, heute würden sie wohl eher als Zumutung gelten. Studentisches Leben fand, wenn überhaupt, in der Dorfgaststätte statt. Dort hatten auch einige Studierende ihre Unterkünfte, auch wegen der guten Verpflegung. Die meisten wohnten privat zur Untermiete, denn eigene Wohnungen für die Studierenden gab es nicht. Aus heutiger Sicht würde ich mir mehr Zeit für diesen Lebensabschnitt nehmen und nicht unbedingt mit 22 Jahren als Ingenieurin ins Berufsleben starten. Besonders den Frauen kann ich bei den heutigen Möglichkeiten der Vereinbarung von Beruf und Familie unbedingt nahelegen, eine qualifizierte Berufsausbildung durchgängig fortzuführen und mit Blick auf die eigene Altersversorgung und wirtschaftliche Unabhängigkeit möglichst in Vollzeit zu realisieren.“
Thorsten Karau
geb. 1970, Diplom-Betriebswirt, 1999-2003 FB Betriebswirtschaftslehre, heute Unternehmer
„‘Boah, ich war an der BO!‘ Jeder Studierende sollte diesen Satz stolz sagen können. Ich bin eher als Spätberufener und auf dem Umweg über die Uni Essen zur FH Bochum gekommen. Nach Essen hat es mich über die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze verschlagen. Leider hat mich dort der Massenbetrieb völlig demotiviert, sodass ich kurz vorm Studienabbruch war. Dann hat mich ein Hochschulwechsler nach Bochum mitgenommen. Dort habe ich mich zunächst als Zweithörer und bald komplett eingeschrieben. Mich haben die Studienbedingungen begeistert. Es gab in der Bibliothek genügend Fachbücher zum Ausleihen und auch mehr und bessere Skripte der Lehrenden. Dazu kam erschwinglicher Wohnraum. Ein Highlight ist der Kemnader See. Da sind wir durch den botanischen Garten hingelaufen und haben auch schon mal heimlich am Ufer gegrillt. Kontakt mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen von der RUB und der Evangelischen FH hatten wir besonders bei den zahlreichen Besuchen des Bermudadreiecks. Mein Diplom habe ich dann aus persönlichen Gründen in Göttingen gemacht. Der BO und ihrem Umfeld bin ich heute noch doppelt verbunden. Zum einen treffen sich immer noch vier Leute aus meiner damals sechsköpfigen Lerngruppe, zum anderen organisiert meine Agentur den ‚BO Career Day‘.“
Karin-Brigitte Göbel
geb. 1958, Dipl.-Betriebswirtin, 1980-1984 FB Betriebswirtschaftslehre, heute Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf
„Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Bochumer Straßenbahnlinie 5 einmal Schicksal für mich spielen würde. Denn in dieser Linie traf ich zufällig Professor Dr. Heinz Becker, seinerzeit Dekan des Fachbereichs Wirtschaft. Er erzählte mir von einem innovativen Studienangebot, bei dem Berufstätige abends ein Vollstudium absolvieren können. Diese Chance musste ich einfach wahrnehmen. Tagsüber arbeitete ich als Bankkauffrau, nach Feierabend ging ich zum Studium der Betriebswirtschaft in den Hörsaal. Als Jahrgangsbeste machte ich 1984 meinen Abschluss und schrieb meine Diplomarbeit über die „Bedeutung der staatlichen Exportförderung für die Internationalisierung der mittelständischen Wirtschaft“. Arbeitsutensilien waren Flipcharts, Tusche und Pergamentpapier. Dank eines Stipendiums verbrachte ich ein Praxissemester in England. Dieser Aufenthalt hat sich entscheidend positiv auf mein weiteres Leben ausgewirkt – zum Beispiel lernte ich dort meinen Ehemann kennen. Und auch dank meines guten Englischs stellte mich die Chase Bank ein, für die ich als Trainee nach London ging, eine Position, die damals Fachhochschulabsolventen wie mir normalerweise verwehrt war. Dem Bankwesen bin ich letztendlich immer treu geblieben. Mit Stationen in Frankfurt, Berlin und Bad Homburg wurde ich im Jahr 2002 Vorstandsmitglied und 2017 Vorsitzende des Vorstandes der Stadtsparkasse Düsseldorf. Der Hochschule Bochum habe ich viel zu verdanken. Ich weiß, wie wichtig Vorschussvertrauen und das Erkennen von Charakter und Talenten durch Lehrende und Vorgesetzte sind. Diese Dinge können essenziell sein für eine berufliche Laufbahn. Außerdem hab‘ ich nie vergessen, wo ich her komme: aus Bochum.“
Ursula Engel
geb. 1953, Bauingenieurin und Architektin, 1973-1977 FB Allgemeiner Hochbau, heute Rentnerin
„Zur Hochschule Recklinghausen bin ich nach meiner Lehre als Bauzeichnerin über die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze gekommen. Die Studienbedingungen haben mich eher an eine Schule erinnert. Im ersten Jahr hat eine Mensa gefehlt, es gab in der Lohnhalle der ehemaligen Zeche nur einen Schalter, an dem wir Essen und Getränke kaufen konnten. Wir hatten jeden Tag zwischen 8 und 14 Uhr Vorlesungen. Danach haben wir unsere Aufgaben erledigt, sprich Entwürfe gezeichnet bzw. uns auf anstehende Klausuren vorbereitet. Kam man nach einem Fehltag wieder in die Vorlesung, wurde sofort gefragt, ob man krank gewesen wäre.
Ich habe das aber eher als positiv empfunden, denn so wusste ich, dass ich bekannt war. Wir Studierende haben zusammengehalten, obwohl die FH in Recklinghausen Suderwich eine ‚Fahr‘-Hochschule war, an der die Studierenden meistens nach Vorlesungsende in ihr gewohntes Umfeld nach Hause zurück gefahren sind. Trotzdem trifft sich unser Jahrgang auch heute noch alle fünf Jahre.“
Winfried Horstenkamp
geb. 1949, Dipl. Betriebswirt, 1973-76 FB Wirtschaftswissenschaften, heute Unternehmer in Bochum
„Als Bochumer Unternehmer habe ich die Entwicklung der Fachhochschule Bochum mit Stolz mitverfolgt. Während meiner Banklehre und Bundeswehrzeit stellte ich mir die Frage, wie ich mich nun weiterbilden könnte. Eingeschrieben am ersten Standort in der Villa Nora an der Kortumstraße in Bochum, begann 1973 mein Studium schließlich in den G-Gebäuden der Universität in Bochum. Die praxisorientierte Ausrichtung der Fachhochschule war für meinen Werdegang genau passend. Ich wollte mich für die anstehende Selbständigkeit möglichst breit gefächert aufstellen. Dies war durch die Vielfältigkeit der Studienfächer und deren Kombinationsmöglichkeiten gegeben. Für meine Unternehmervision habe ich mich auch durch die inhaltliche Ausrichtung meiner Graduierungsarbeit „Vermarktung von Tennishallen/-plätzen am Beispiel der Tennis Oase Bochum“ intensiv vorbereiten können. Sie ist bis heute eine wesentliche Grundlage für die jetzige und zukünftige strategische Ausrichtung meines Unternehmens. Ich bin stolz, seit 2014 als Botschafter in die „Gallery of the Tops“ der Hochschule Bochum aufgenommen worden zu sein. Toll, dass es die Hochschule Bochum damals schon gab und sie sich bis heute so großartig weiterentwickelt hat.“
Michael Stobberg
geb. 1954, Bauingenieur und Architekt, 1974-1977 FB Allgemeiner Hochbau, heute Architekt
„Optisch habe ich alle Klischees eines Studenten erfüllt: Parka, Jeans, schwarzes T-Shirt und Turnschuhe. Das passende Auto war eine Ente. Damit bin ich zur Hochschule in Recklinghausen gefahren, obwohl es das Fahrrad auch getan hätte. Das Studentenleben und vor allem die lernmäßige Selbstständigkeit haben erst angefangen, als ich im vierten Semester zu meiner Freundin nach Suderwich gezogen bin. Hier habe ich dann endlich zu den Cliquen für das gemeinschaftliche Arbeiten gehört. Das Studium ist eher schulisch abgelaufen, leider oft auch sehr theoretisch. Erklärungen kamen manchmal zu kurz. Eine besondere Herausforderung war das zeitintensive Zeichnen. Nur hat uns das Zeichnen keiner beigebracht. Das wurde noch dadurch getoppt, dass einige Lehrende darauf bestanden haben, dass wir mit Tusche und Bleistift auf weißem Pappkarton gezeichnet haben. Dadurch wurden Korrekturen unmöglich. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die trockene Materie der Baugesetzhandbücher intensiver behandelt worden wäre. Trotz allem waren die Prüfungen ein Klacks.“
Josef Otter
geb. 1960, Diplom-Ingenieur Elektrotechnik, 1982-1986 Student FB Elektrotechnik, Studienrichtung Nachrichtentechnik, heute wissenschaftlicher Mitarbeiter
„Mein Weg, sowohl mit dem Schwerpunkt Nachrichtentechnik als auch der Studienort Bochum, war für mich eigentlich vorgezeichnet. Mein Cousin hat bei den Stadtwerken als Elektromeister gearbeitet und mein Interesse an der Elektrotechnik geweckt. Dann habe ich angefangen, mit Radios zu basteln, und damit war die Studienrichtung abgesteckt. Für das Studium in Bochum habe ich mich entschieden, weil ein Umzug aus meinem Stadtteil Grumme für mich nicht infrage kam. Hier befand und befindet sich mein soziales Umfeld. Beim Studium hat mich besonders die Nähe zu den Lehrenden beeindruckt. Wir konnten jederzeit zu ihnen hingehen. Oft waren es damals noch ehemalige Oberbauräte von der staatlichen Ingenieurschule, also gestandene Praktiker, die per Verordnung zu Professoren ernannt worden waren. Nach meinem Diplom habe ich drei Jahre in der Industrie als Entwickler gearbeitet. Später wurde ich dann wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH. Während meiner Arbeit habe ich aus Interesse weiterstudiert und 2006 den Abschluss ‚Master Mechatronik‘ erworben. Angehenden Studenten kann ich nur raten, sich vorher genau über Anforderungen und Erwartungen des Studiums zu informieren und besonders am Anfang sehr intensiv zu lernen, sodass man nicht den Anschluss verpasst.“
Dieter May
geb. 1950, Diplom-Ingenieur Elektrotechnik, 1972-1980 FB Elektrotechnik, heute Rentner
„Ich habe im letzten Semester geheiratet und das wäre beinahe verhängnisvoll gewesen, weil ich die gemeinsame Wohnung vor dem Einzug drei Monate lang renoviert und dabei das Studium vernachlässigt habe. Folglich habe ich die letzte Klausur nur knapp bestanden. Eng geworden ist es auch, als eine Klausur am Samstag geschrieben werden sollte und am Freitag das Oktoberfest im ‚Tanztreff Bobby Linden‘ abging. Das war mir heilig… Dabei war mir das Studium äußerst wichtig, obwohl der Start schwierig war. An den ersten Studientagen wurde nämlich gestreikt, weil die Fachhochschulstudierenden ihr Studium auch als Diplom-Ingenieurinnen und -Ingenieure abschließen wollten und nicht als graduierte Ingenieurinnen und Ingenieure. Damit habe ich mein Studium an der Ingenieurschule abgeschlossen, das für mich eine Fortsetzung der Schule war. An der Kohlenstraße ist mir besonders ein Seminarraum mit einem riesigen Rechner aus der pdp11-Serie von Digital Equipment in Erinnerung geblieben.“
Günter Naurath
geb. 1949, Diplom-Ingenieur Maschinenbau, 1968-1972 FB Maschinenbau, heute Rentner
„Damals waren unsere Räume noch in der ehemaligen Krupp-Verwaltung in der Kohlenstraße – die Fachhochschulen waren gerade erst gegründet. Alles damals war sehr provisorisch, wir saßen auf ausrangierten Stühlen der Volksschule.
Es gab zum Glück keine Hörsäle mit diesen unbequemen und engen Vorlesungsstühlen mit integriertem Klapp-Pult… es war einfach sehr schulisch und familiär. Die Lehrenden haben an der Tafel stehend erklärt und wir haben abgeschrieben und das dann zu Hause aufgearbeitet. Das waren noch Zeiten damals. Aber für uns Studierende war es die Chance auf eine akademische Laufbahn mit starkem Praxisbezug. Das war uns allen sehr wichtig!“
Jan R. Bergrath
geb. 1977, Dipl. Betriebswirt, 2000-2006 FH Bochum FB Wirtschaftswissenschaften, heute Unternehmer
„Der Bezug zur Praxis ist mir wichtig gewesen und so habe ich mich entschieden, an der FH Bochum Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Dabei ist es mir darum gegangen, akademisches Wissen mit handfester Arbeit zu verbinden. Denn in der Praxis entstehen neue Dinge, aber die Basis ist das theoretische Grundwissen. Ich hatte schon vor Studienbeginn ein Gewerbe angemeldet, war zeitweise mehr Unternehmer als Student, habe mir aber immer die Zeit zum Lernen genommen. Obwohl an der FH eingeschrieben, habe ich mich anfangs mehr der RUB verbunden gefühlt, weil Seminare, Vorlesungen und Prüfungen im dortigen GB-Gebäude und im HZO stattgefunden haben. Es hat ein Semester gedauert, bis ich in der Lennershofstraße angekommen bin. Ich erinnere mich noch gut an die tolle WiWi-Neubaubibliothek. Auch heute noch beeindruckt mich, wie unglaublich viel Lebenspraxis und Berufserfahrung die Lehrenden in den akademischen Alltag gebracht haben. In der Praxis entstehen neue Dinge, die Basis ist das theoretische Grundwissen. Dem Revier bin ich weiter verbunden, kann mir gut vorstellen, hier mal wieder unternehmerisch tätig zu werden. Mit einem Urgroßvater auf Zollverein entspreche ich dem ‚Stereotyp typischer Ruhrgebietsherkunft‘.“
Jochen Kuhn
geb. 1944, Maschinenbau-Ingenieur, 1965-1968 Student FB Maschinenbau, heute Rentner
„In der Hochschule Bochum halte ich mich auch heute noch gelegentlich auf, aber nicht in erster Linie aus alter Verbundenheit, sondern weil sich die von mir gegründete und heute von meinem Sohn geführte Firma dort um den Brandschutz kümmert. Dabei gehöre ich zu den Pionieren der ehemaligen Ingenieurschule, die im Wintersemester 1964 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Ich habe dort im April 1965 mein Maschinenbau-Studium angefangen, Matrikelnummer 61. Die Lehrenden haben damals jeden aus unserer 35-köpfigen Gruppe mit Namen gekannt. Die Studienbedingungen waren gut, aber wir mussten auch einiges in Kauf nehmen. Für die praktischen Versuche mussten wir zur Ingenieurschule nach Essen fahren, denn in Bochum gab es damals keine Kraft- und Arbeitsmaschinen. Zeitlich war das Studium anspruchsvoll. Ein Studentenleben im heutigen Sinne gab es nicht. Aber wir haben es immerhin geschafft, eine Fußballmannschaft aufzustellen, mit der wir gegen die Mannschaften aus Dortmund, Hagen und Wuppertal erfolgreich gekickt haben. Nach dem Training gehörte das Stiefeltrinken in einer der Kneipen an der Kohlenstraße zum Ritual. Diese Gemeinschaft besteht heute noch in Form von regelmäßigen Treffen.“
Alexander Momotow
geb. 1948, Maschinenbau-Ingenieur, 1968-1972 FB Maschinenbau, heute Rentner
„Im Sommersemester 1969, meinem zweiten Studiensemester, haben wir gestreikt. Uns ging es um unsere Abschlüsse als graduierte Ingenieurinnen und Ingenieure, die im Ausland nicht anerkannt wurden. Wir durften beispielsweise eine Anlage konstruieren. Zur Abnahme musste aber ein Diplom-Ingenieur von der Uni kommen. Also sind wir nach Düsseldorf gefahren. Vom AStA waren auch ein paar Leute dabei, die haben uns was von Ho-Chi-Minh und allen möglichen Leuten erzählt. Das hat uns gar nicht interessiert. Ein paar Rabauken haben Absperrungen weggerissen, da haben wir uns verzogen, mit Krawall wollten wir nichts zu tun haben. Das Semester mussten wir dann wiederholen. Nach meinem Examen habe ich an der RUB zunächst ein Semester Chemie studiert. Das Gehabe der Assistenten hat mir aber nicht gefallen. Ich habe dann auf Jura umgesattelt und eine Laufbahn als Berufsschullehrer eingeschlagen. Zukünftigen Studierenden kann ich nur ans Herz legen, vor dem Studium eine Ausbildung zu machen und während des Studiums das Leben nicht zu vergessen.“
Albrecht Weinert
geb. 1953, Diplom-Physiker und Dr.-Ing. Elektrotechnik, 1997-2018 Professor FB Informatik, heute Entwicklung, Beratung, Dienstleistung
„Bei Siemens in Karlsruhe hatte sich Mitte der 1990er Jahre ein Trend zur Frühverrentung abgezeichnet. Ich stand vor der Wahl, mir eine neue Stelle in der Industrie zu suchen oder mich auf eine Professur zu bewerben. Dabei kam für mich nur eine FH infrage, weil dort ingenieurmäßig gearbeitet und Industrieerfahrung anerkannt wird. So bin ich zur FH Bochum gekommen und ich habe die berufliche Neuausrichtung nie bereut. Im Ruhrgebiet hat mich das viele Grün überrascht – gilt es doch gemeinhin als grau. Die Menschen dort sind sehr nett und offen, die Kolleginnen und Kollegen haben mich freundlich empfangen und das Arbeitsklima war gut. Das Fach Informatik hat sich so schnell entwickelt, dass wir mit der Ausstattung des Lehrstuhls und den Vorbereitungen der Vorlesungen kaum hinterher kamen. Zukünftigen Informatikerinnen und Informatikern kann ich nur raten, sich auch selbstständig Wissen anzueignen, denn sie sind die angehenden Akademiker in einer Branche, in der gute Qualifikation auch honoriert wird.“
Joachim Hercik
geb. 1962, Dipl. Ing. (FH) Bauingenieur, 1984-1990 FB Bauingenieurwesen, heute Bauingenieur beim Land NRW
„Es war klar, dass ich nach meiner Ausbildung zum Betonbauer studieren würde. Für mich war das die logische Fortsetzung. Ich habe mich dann für die FH Bochum entschieden, weil die Anfahrt aus meiner Heimatstadt Dinslaken zeitlich noch vertretbar war. Nach zwei Jahren bin ich dann nach Bochum umgezogen und bin hier schnell heimisch geworden. Ich habe mich für das Studentenwohnheim ‚Auf dem Kalwes‘ entschieden. Von hier aus konnte ich zu Fuß zur FH gehen. An meine Zeit dort denke ich besonders gern zurück. Der Zusammenhalt unter den Bewohnerinnen und Bewohnern, die Partys und Lerngruppen… man half und unterstützte sich gegenseitig und feierte eben viel. Unsere Partys waren legendär. Ich kann nur jedem Studierenden raten, hochmotiviert und wirklich fleißig ins Studium zu starten – und am besten im Wohnheim. Eine solche Zeit kommt nie wieder.“
Norbert Zaun
geb. 1956, Diplom-Ingenieur, 1975-1978 FB Vermessungswesen, heute Rentner
„Bereits in der Lehre zum Vermessungstechniker wurde mir klar: Ich will Ingenieur werden. Da ich in Recklinghausen gewohnt hatte, lag die Außenstelle der Hochschule Bochum in direkter Nähe. Auf dem ehemaligen Zechengelände in Recklinghausen Suderwich war der Fachbereich Vermessungswesen neben der Architektur und dem Bauingenieurwesen untergebracht. Es stand sogar noch der Förderturm. Uns Vermessungsstudierenden standen große Felder in der Nähe für Messübungen zur Verfügung.
Ich habe mich damals sehr wohl gefühlt und ich war durch meine vorherige Lehre sehr gut auf das Studium vorbereitet. Ich wusste ja, dass ich viel outdoor sein würde und das gefiel mir besonders gut. Das Wetter spielte nicht immer mit, aber da mussten wir Studierende durch. Nach dem Abschluss war ich zwei Jahre beim Bau des Kemnader Stausees involviert und danach 25 Jahre für die Universität Essen tätig. 2004 landete ich durch den Zusammenschluss der Fachbereiche wieder an meiner ehemaligen Hochschule Bochum. Hier konnte ich bis zur Rente mit neugierigen Studierenden den Geheimnissen der Geodäsie auf die Spur kommen. Man muss sich zu diesem Beruf schon berufen fühlen und ich würde auch heute noch genau denselben Weg gehen.“