1971
Die Gründung der Fachhochschule zum 1. August 1971 war Teil einer bildungspolitischen Gesamtentwicklung in der Bundesrepublik. Im Zuge des Wirtschaftswunders war die Industriegesellschaft rasant ausgereift und stand nun an der Schwelle zur Dienstleistungsgesellschaft. Unternehmen fragten zunehmend praxisorientierte und zugleich höherqualifizierte Arbeitskräfte nach. So positiv die Gesamtentwicklung auch war, verdeutlichte die Anforderung der Unternehmen eine Lücke im Bildungswesen: Hier die klassische Berufsausbildung und die Ausbildung an (meist technischen) Fachschulen, dort die stark wissenschaftlich ausgerichtete universitäre Ausbildung. Es fehlte ein akademischer Mittelweg. Die Fachhochschulen sollten diese Lücke schließen, indem die Arbeit der Fachschulen aufgewertet und zum Studium ausgebaut wurde. Damit waren sie Teil der sogenannten Bildungsreform der 1970er Jahre, mit der die westdeutsche Politik das Ziel verfolgte, die Begabungsreserven des Landes besser auszuschöpfen als bislang.
Deutlicher noch als in anderen Regionen Deutschlands war die Fachhochschule für das Ruhrgebiet überdies auch eine Antwort auf die sozio-ökonomische Entwicklung. Die die Region prägende Arbeiterklasse war keine klassische Zielgruppe für höhere Bildung. Angesichts des einsetzenden Strukturwandels im Ruhrgebiet musste sich dies jedoch ändern, wollten die Menschen ihre berufliche Zukunft absichern.
Drei Vorgängereinrichtungen schlossen sich zur Fachhochschule Bochum zusammen. Die 1952 eröffnete Höhere Wirtschaftsfachschule Bochum, die 1964 eröffnete Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen Bochum und die ebenfalls seit 1964 bestehende Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen in Recklinghausen. Das Lehrangebot verteilte sich auf sechs Fachbereiche: Wirtschaft, Elektrotechnik, Maschinenwesen, Architektur, Bauingenieurwesen, Vermessung.
Ebenfalls Teil der neuen Fachhochschule wurde die Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen in Gelsenkirchen; sie blieb bis 1992 als eigenständiger Standort erhalten. Hier bestand das Lehrangebot aus den Fachbereichen Elektrotechnik und Maschinenbau, später kam die Ver- und Entsorgungstechnik hinzu.