2004
Das Ruhrgebiet ist der größte Ballungsraum Europas. Und zwar ganz wesentlich, weil hier seit Mitte des 19. Jahrhunderts Bergbau im industriellen Maßstab betrieben wurde. Bergbau zwecks Energiegewinnung.
Die Energie der Zukunft kommt ebenfalls aus der Erde, so der Gedanke am 12. März 2004, als das neue Geothermiezentrum am Campus der Hochschule eröffnet wurde. Gerade eine Woche zuvor hatte der Deutsche Bundestag gefordert, binnen zehn Jahren 1 Gigawatt Strom aus Erdwärme zu gewinnen. Bis 2020, so Experten damals, sollte im globalen Energiemix 20 Prozent, bis 2050 sogar 50 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.
Genug Arbeit also für das Geothermiezentrum, an dem sich fast alle Fachbereiche mit ihrem Know-how beteiligten. Doch das Zentrum war von Beginn an kein rein internes Projekt der Hochschule. Es war Kern des „Forschungsverbundes Geothermie in NRW“, an dem die Technische Hochschule Aachen (RWTH), die Fachhochschule Gelsenkirchen und die Fachhochschule OWL ebenso beteiligt waren wie internationale Hochschulen aus Chile, Neuseeland, Kroatien und der Türkei. Nicht zuletzt unterstützten auch rund 25 Unternehmen aus dem In- und Ausland sowie öffentliche Institutionen das Projekt.
2009 erhielt die Hochschule vom Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 11 Millionen Euro, um das Geothermiezentrum weiter auszubauen. Mit dem ab 2011 errichteten Neubau entwickelte sich das Zentrum zum wichtigsten Anlaufpunkt für anwendungsorientierte Erdwärmeforschung in Europa. Dazu trug wesentlich bei, dass herausragende akademische Talente nun an der neu gegründeten „Bochum Graduate School Applied Research on Enhanced Geothermal Energy Systems (AGES)“ promovieren konnten. Das Programm wurde gleichermaßen von der Ruhr-Uni und der Hochschule getragen.
Für die Hochschule war dies ein bedeutsamer Schritt, erleichterte er doch die Promotion als akademischen Abschluss für ihre Absolventen. Zudem wurde deutlich, dass neben auftragsgebundener Entwicklung von Verfahren und Produkten auch die übergeordnete Forschung immer mehr Gewicht erhielt – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzte. Zum Jahreswechsel 2019/20 wurde das Internationale Geothermiezentrum Bochum in die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG überführt und integriert.