Anfang der 70er standen Hochschulen fast ausschließlich für Forschung und Lehre. Auch in der BO lief die Verwaltung im Hintergrund und hatte keine eigenständigen Aufgaben. Das hat sich längst tiefgreifend verändert. Exemplarisch dafür ist der Studierendenservice: Aus dem Studentensekretariat mit wenigen Pflichtaufgaben ist eine Organisationseinheit geworden, die sich als Rundum-Service für Studierende versteht – und ohne die ein erfolgreiches Studium, teils ein gutes Studierendenleben für viele kaum möglich wäre.
Die Geschichte
Die acht Mitarbeiterinnen des damaligen Studentensekretariats waren zuständig für Einschreibungen, Beurlaubungen, Rückmeldungen oder Exmatrikulationen – und wurden von den Studierenden nur wegen dieser Formalitäten aufgesucht. Mitte der 90er wurde die Studienberatung eingerichtet, 2010 die Prüfungsämter integriert, ab 2015 die Zentrale Studienberatung (ZSB) aufgebaut. 2016 kam mit dem Ausbau des International Office ein neues Feld mit entsprechend qualifizierten Spezialist*innen hinzu. Heute ist der Studierendenservice mit über 31 Mitarbeitenden das größte Dezernat der BO. Es begleitet die Studierenden von der Einschreibung bis zur Exmatrikulation – offenbar seit langem sehr überzeugend: Mehrfach kamen junge Menschen zur ZSB, weil Eltern oder gar Großeltern von den guten Erfahrungen berichtet hatten.
Die Menschen
Mit den Aufgaben hat sich das Profil des Teams verändert. Anfangs bestand es aus Fachangestellten für die klassischen Verwaltungsaufgaben. Heute arbeiten in den vier Abteilungen auch viele Akademiker*innen mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Sie bieten psychosoziale Beratung oder Studierendencoaching und betreuen die internationalen Studierenden, alles Bereiche, die erhebliches Fach- und Detailwissen erfordern. Bei aller fachlichen Diversität eint das Team ein starkes „Wir-Gefühl“ – und das Ziel, die Studierenden individuell und bedarfsgerecht zu unterstützen. Einziger Wermutstropfen: Während die IT vergeblich nach mehr Frauen sucht, bilden im Studierendenservice die Männer eine kleine Minderheit.
Die Aufgaben
Zwei Faktoren sind für das vergrößerte Aufgabenspektrum verantwortlich: Erstens ist das Lehrangebot von einst sechs auf heute 60 Studiengänge gewachsen. Es wird für junge Menschen daher immer schwerer, ohne fundierte Beratung den zu ihren Neigungen und Fähigkeiten passenden Studiengang zu finden. Auf der anderen Seite haben sich die Qualifikationen und persönlichen Voraussetzungen der Studierenden verändert. Heute gibt es 64 Wege zur Hochschulreife, die alle Unterschiede in Wissen und Erfahrungen mit sich bringen.
Daneben benötigen junge Menschen heute mehr Hilfe und Orientierung, um ihr Studium, den neuen Lebensabschnitt, zu organisieren. Darauf antwortet das Dezernat mit diversitäts- und gendersensibler Studienverlaufsberatung, mit Lerncoaching oder Angeboten zur Angstbewältigung. Außerdem werden ausländische, besonders außereuropäische, Studierende bei der sozio-kulturellen Integration unterstützt. Dabei geben die Mitarbeitenden nie einen Weg vor, sondern helfen jedem und jeder, den eigenen Weg zu finden.
Die Zukunft
Die Komplexität der Aufgaben und die steigende „Nachfrage“ machen Digitalisierung immer wichtiger. Dieser Trend erfordert künftig eine größere IT-Affinität der Teammitglieder. Natürlich hat auch die Covid-Pandemie neue Anforderungen geschaffen. Es gilt z. B., Studierende aufzufangen, die Probleme mit „Fernunterricht“ haben, aber auch Lösungen zu finden, wie die sehr persönlichen Beratungen auf gleichem Niveau auch online durchgeführt werden können.