„Die Zukunft-Macher*innen“ nennt sich das Netzwerk der NRW-Talentscouts intern. Denn genau das wollen sie: talentierten Schülerinnen und Schülern unabhängig ihrer Herkunft oder ihres finanziellen Hintergrundes Möglichkeiten aufzeigen, ihre berufliche Zukunft zu gestalten.
Die fünf Talentscouts sind Dreh- und Angelpunkt der Talentförderung an der Hochschule Bochum. „Unser Ziel ist es, talentierte Jugendliche individuell und langfristig zu unterstützen, den für sie passgenauen Karriereweg zu finden“, sagt Martina Schaminet-Gierse, die die Talentförderung an der Hochschule Bochum koordiniert. „Unsere Beratung ist ergebnisoffen“, daher müsse der berufliche Weg nicht unbedingt ein Studium an der Hochschule Bochum bedeuten, erklärt sie.
Seit Einführung des Programms in Bochum im Jahr 2015 haben die Talentscouts der Hochschule Bochum über 2.500 Talente begleitet. Auch wenn das Programm prinzipiell allen Schüler*innen offensteht, liegt der besondere Fokus auf der Unterstützung derjenigen aus nicht-akademischen oder neu zugewanderten Familien. „Gerade diese Jugendlichen möchten wir empowern, auch andere Wege zu gehen – zum Beispiel an die Hochschule“, so Martina Schaminet-Gierse. Dabei arbeiten die Talentscouts eng mit den Lehrkräften der Kooperationsschulen zusammen, an denen sie einmal im Monat einen Beratungstag anbieten.
Ein wesentlicher Teil ihrer Beratungsarbeit fließt in die Herausarbeitung besonderer Interessen und Stärken der Talente. „Für viele ist es gar nicht so leicht, die eigenen Stärken benennen zu können und selbstbewusst hinter sich zu stehen – schon gar nicht in einem defizitorientierten Umfeld wie der Schule, wo der Rotstift häufig genutzt wird“, sagt Svenja Löhe, eine der vier Talentscouts an der Hochschule Bochum. Wie lange und wie intensiv die Scouts ihre Talente auf ihrem Weg begleiten, hängt von den individuellen Bedürfnissen der Talente selbst ab. „Manche begleitet man nur eine Stunde, manche mehrere Monate und einige melden sich sogar nach ein paar Jahren nochmal zurück“, sagt Svenja Löhe.
Neben dem Talentscouting ist ein weiterer Schwerpunkt der Talentförderung, Schülerinnen und Schüler für die sogenannten MINT-Themen, also Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Technik, zu begeistern. Hier arbeitet die Hochschule Bochum eng mit dem Netzwerk „Zukunft durch Innovation.NRW“ (zdi) zusammen. Neben dem Schülerlabor kommt dabei vor allem das Talentmobil zum Einsatz. Drei VW Caddies und ein Elektrofahrzeug, vollgepackt mit Material gehören zur Flotte der Hochschule Bochum, die regelmäßig zu Schulen oder Berufskollegs unterwegs sind, um dort Kurse zu Themen wie Kryptographie, LEGO-Robotik oder 3D-Druck anzubieten – sei es für eine Schulklasse, eines bestimmten Leistungskurses oder einer Gruppe ausgewählter Schülerinnen und Schüler.
Ceylan Temiz, die als Talentscout das Talentmobil koordiniert, liegt dabei besonders am Herzen, Mädchen für MINT-Themen zu interessieren. „Anfangs sind Schülerinnen oft zurückhaltend, doch am Ende des Kurses finden sie es toll.“ Dass sie selbst studierte Informatikerin ist, hilft dabei, Berührungsängste abzubauen.
Jugendlichen Studieninteressierten einen authentischen Einblick in den Studienalltag zu vermitteln, ist Aufgabe eines weiteren Bereichs der Talentförderung an der BO, der „jungenBO“. „Mit unseren Angeboten versuchen wir den gesamten Prozess der Studienorientierung abzubilden und zu begleiten“, sagt Denise Didion, die die jungeBO koordiniert – von einer ersten Infoveranstaltung „Studieren an der BO“ über die Möglichkeit, in eine echte Vorlesung hineinzuschnuppern, bis hin zum individuellen Austausch und der Beratung. „Die Angebote unterstützen dabei eine fundierte Studienentscheidung zu treffen, egal an welchem Punkt des Entscheidungsprozesses sich die Jugendlichen befinden.“
Sowohl für diejenigen, die sich schon sicher sind, welches Fach sie studieren möchten, als auch diejenigen, die sich erst einmal einen Überblick über das Studienangebot machen möchten, stehen die BOtschafter*innen zur Verfügung, die Schülerinnen und Schülern dabei helfen, sich im Hochschuldschungel zurechtzufinden und aus ihrem Studienalltag berichten. „Unsere BOtschafter*innen sind Studierende, die sich selbst noch gut erinnern, wie es war, sich im Prozess der Studienorientierung verloren zu fühlen oder nicht genau zu wissen, wo man hin muss“, sagt Denise Didion. „Die meisten von ihnen haben selbst erfahren, wie wichtig es ist, in dieser Situation Unterstützung auf Augenhöhe zu erhalten oder hätten sich jemanden wie die BOtschafter*innen an ihrer Seite gewünscht.“