Was unterscheidet MaschinenbauerInnen und MechatronikerInnen von anderen Menschen? Sie können den Bots Pepper und NAO großes technisches Interesse abgewinnen – aber sie bauen keine emotionale Beziehung zu ihnen auf – so niedlich sie auch erscheinen mögen. Oberflächlich betrachtet folgen die beiden Wesen unseren Bewegungen, heben ihre Köpfe Richtung Audio-Quelle und haben einen wirklich süßen Blick. Das Faszinierende für die Experten befindet sich unter dem glänzenden Kunststoff. Was bei der Menschheit mit Faustkeil und dem Gießen von Bronze begann, in Phantastereien von Leonardo da Vinci und Kollegen mündete und sich schließlich mit der Industrialisierung institutionalisierte, bietet heute eine immense inhaltliche Vielfalt. Die Themen Interdisziplinarität und Nachhaltigkeit sind heute aus Lehrplänen, Einrichtungen und Projekten kaum wegzudenken.
Prof. Dr. Ing. Inka Mueller
Abitur, duales Bachelorstudium an der Universität in Siegen und bei einem Walzwerkhersteller, Abschluss Master Maschinenbau, Mitarbeit am Institut für Mechatronik, Promotion u.a. im EU-Projekt SARISTU unter der Leitung von Airbus auf dem Gebiet „Structural Health Monitoring“, Juniorprofessur an der Ruhr-Universität Bochum, seit 2019 Professur an der Hochschule Bochum
Prof. Dr. Ing. Daniel Schilberg
Abitur, Zivildienst, Maschinenbaustudium an der RWTH Aachen, Abschluss mit Diplom, Promotion im Bereich der Produktionstechnik Schwerpunkt Data Science, Juniorprofessur in Aachen, seit 2014 Professur an der Hochschule Bochum
„Wie das Säbelzahneichhörnchen Scrat aus Ice-Age die Eisrisse erst hört und dann sieht, kann intelligente Sensorik helfen, Strukturschäden weit vor einer Sichtprüfung zu entdecken.“
Prof. Dr. Inka Mueller zur abgebildeten Stahlplatte mit Sensorik – einem Teil Ihrer Forschung
Inka Mueller: „Maschinenbau stand eigentlich auf meiner „Not-to-do-Liste“, aber nach einigen Überlegungen ist es dann doch diese Ausrichtung geworden. Neben meiner Sprachaffinität fand ich Mathe und Physik sowie die darin enthaltene Geometrie immer schon interessant und faszinierend. Für ein duales Studium habe ich mich bewusst entschieden, um einen entsprechenden Praxisbezug zu haben. Später wurde dann das Thema „automatisierte Zustandsüberwachung“ beispielsweise durch das Schicken von Wellen durch eine Struktur, um ihre Unversehrtheit zu prüfen, zu meiner Mission – zunächst im Flugzeugbau, später auch im Bereich zivile Infrastruktur. Ich möchte systematisch denken, aber auch einen direkten Anteil daran haben, die Gesellschaft zu verbessern. Das ist für mich auch die größte Faszination: Wenn Menschen zusammen arbeiten zum Wohle aller. Und mit der Wissenschaft ist das so eine Sache – Es ist nie genug, bloß eine Lösung zu entwickeln, es sollte immer die beste Lösung und anwendbar sein. Das erfordert viel Herzblut und bringt immer wieder Niederlagen mit sich, weil nach einem gescheiterten Lösungsansatz alles wieder von vorne beginnt – aber so ist das eben.
Um an diesen Punkt zu kommen, bedarf es viel mehr als nur eines Studiums und des Sammelns von CreditPoints. Meine Zeit in Japan hat mich sehr geprägt und positiv entschleunigt. Die eigenen Horizonte weiten sich nicht gemäß des Lehrplans und erst recht nicht unter Zeitdruck. Einige meiner Studierenden tun sich anfangs schwer mit dem System Studium. Meine Aufgabe ist es, sie zu bestärken, ihnen Hilfestellungen zu leisten, bis es ‚Klick‘ macht und sie alleine weitermachen. Die Aneignung des Fachwissens ist das Eine, die Einstellung zum Studium, das Eigenengagement und der Stellenwert, mit welcher Ernsthaftigkeit und Ausdauer studiert wird, ist Sache jeder/s einzelnen Studierenden.“
Daniel Schilberg: „Angefangen hat wohl alles mit meiner Liebe zu Lego. Oder allgemein zum Selber-Bauen. Ganz ambitioniert begann ich mein Maschinenbaustudium in Aachen – mit dem Ziel in der Luft- und Raumfahrt zu landen. Aber da war ich nicht der Einzige – also führte mich mein Weg von dort über die Produktionstechnik zur Robotik. Mein Promotionsthema lautete ‚Interoperabilität von heterogenen Systemen‘, quasi das Thema ‚Industrie 4.0‘. Es ging um den Austausch von Informationen aus unterschiedlichsten IT- und Hardwaresystemen, also von Protokollen, Datenformaten und Semantiken. Von dem Austausch dieser Informationen hängt auch künftig enorm viel ab.
Auch wenn eine renommierte und große Universität wie die RWTH Aachen natürlich sehr erfolgreich und toll ist, so driftet man immer mehr ins Wissenschaftsmanagement ab, forscht und macht eben nicht mehr selbst, sondern koordiniert weitestgehend. Hier an der Hochschule Bochum beschäftige ich mich nun mit klassischen Automatisierungsproblemen- also wie kann ich etwas von einer Maschine machen lassen oder wie bringe ich sie dazu, selbst Probleme zu lösen. Auch wenn ich jetzt etwas spoiler: Maschinen sind den Menschen noch ziemlich unterlegen. Grundsätzlich ist es für mich das Größte, so unmittelbar Entwicklungen für die Zukunft mitzugestalten und das Wissen dann auch noch weiterzugeben. Unsere Zukunft ist die ‚Industrie 4.0’… und daran forschen wir mal mehr mal weniger erfolgreich.
Meines Erachtens ist Persönlichkeitsbildung absolut essenziell, findet aber nicht unbedingt im Hörsaal statt. Ich habe damals im „Studium Generale“ auch die Lehrveranstaltung ‚alte Geschichte‘ gehört. Das hilft, dass man nicht abdriftet in Hirngespinste, sondern sich seiner historischen Wurzeln bewusst ist; es hat mich auch schon früh für die Vorteile des interdisziplinären Arbeitens sensibilisiert. Das kann manchmal erden und manchmal beflügeln und beides ist in unserem Gebiet unverzichtbar. Für mich war das Fußballspielen mit meinem Lehrstuhl in Ungarn, wo ich ein Auslandssemester absolvierte, und die privaten Sprachlektionen bei meinem Professor wesentlich sinnstiftender als das eigentliche Studium dort.“
„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt!“ (Die Ärzte)
Lieblingszitat von Daniel Schilberg und sein bevorzugter Einstieg in die eine oder andere Ersti-Vorlesung.
„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig. Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“
Inka Mueller wählte dieses Zitat von Albert Einstein
Oben: Behind-the-scenes beim Shooting im November 2020; Headerbild: Robotiklabor mit Peppers und NAOs
Fotos: Klaus J. A. Mellenthin