Sinnvollste Investition: Förderung unserer Nachwuchsforscher* innen
Die Praxisnähe und der Fokus auf Problemlösungsstrategien sind Basis für eine Hochschule für angewandte Wissenschaften, um den notwendigen Wissens- und Technologietransfer zu erreichen. Um eigenen Nachwuchs zu entwickeln, nutzt die HS BO ihre Mittel zur internen Förderung und auch diverse Instrumente wie kooperative Promotionen mit anderen Hochschulen und Einrichtungen oder FH-Professuren in Zusammenarbeit mit Partnern in der Wirtschaft.
Doktorand*innen – interne Förderung von Promotionsstellen
Nach seinem Studium (Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Soziologie) an der Ruhr-Universität ist Stephan Wallaschkowski seit 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bochum tätig und promoviert am Fachbereich Wirtschaft in Kooperation mit der Universität Lüneburg zu „Geschlechtsrollenerwartungen als Barrieren für nachhaltigen Konsum“.
Hierfür hat er in 3000 Fragebögen und 14 Gruppen-Interviews das Genderverhalten bei Anschaffung, Nutzung und Entsorgung von Kleidung ermittelt. Es scheint eindeutig: Frauen achten häufiger auf die Herkunft der Kleidung, auf die Zusammensetzung der Waschmittel und sie informieren sich intensiver. Männer hingegen tragen die Kleidung länger, kaufen nur, was sie unbedingt brauchen und achten mehr auf Funktionalität – so das gängige Klischee. Nun will er erforschen, wie man Menschen dazu bringen kann, aus diesen Rollenmustern auszubrechen und sich dadurch nachhaltiger zu verhalten.
Die Politikwissenschaftlerin Lisa Kränke hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin ebenfalls den Weg an die Hochschule Bochum gefunden. Im Rahmen eines NRW Forschungskollegs promoviert sie an der Ruhr-Universität, begleitet von ihrer Doktormutter Dr. Petra Schweizer-Ries, ihres Zeichens Professorin für Nachhaltige Entwicklung an der BO. Ziel ihres Promotionsvorhabens mit dem Arbeitstitel „Nachhaltige Quartiersentwicklung – Governance und Partizipation in urbanen Reallaboren“ ist es, die nachhaltige Entwicklung urbaner Räume am Beispiel eines Stadtquartiers zu untersuchen. Es ist eingebettet in eine Kooperation zwischen der Stadt und der Hochschule Bochum, welche auf eine wissenschaftliche Begleitung des Stadterneuerungsprozesses im Bochumer Stadtteil Hamme abzielt. Im Fokus der Zusammenarbeit steht die Beteiligung von lokalen Akteur*innen am Stadterneuerungsprozess und die Aktivierung der Bürgerschaft.
Beispiele PostDocs – „Karrierewege FH-Professur“:
Jacinta Kellermann: Die großen Probleme der Welt sind bekannt: Klimakrise, Artensterben, Pandemie, Hunger und Armut. Wie schaffen wir es, diese Probleme anzugehen und wirklich zu lösen? „Was kann der Einzelne tun?“, fragt sich Jacinta Kellermann. Und das ist auch die Frage in den Unternehmen.
Nachhaltiges Wirtschaften ist heute kein Widerspruch mehr – war es aber noch in ihrem Betriebswirtschaftsstudium. Heute sind die Studierenden aber sehr daran interessiert beides zusammen zu bringen.
Durch Nachhaltigkeit resilient gegen Krisen Die Nachhaltigkeitslehre führt dazu, dass Unternehmen zunehmend zukunftsorientiert planen und dadurch auch resilienter gegen Krisen werden. Auch Studium und Lehre könnte man nach den Erfahrungen der Corona-Krise nachhaltiger gestalten, meint die Essenerin. Sie hat gelernt, dass sie kein festes Büro braucht. Ein Co-Working-Space gleichermaßen für Lehrende und Studierende könnte eine Lösung sein.
Landesprogramm Karrierewege FH-Professur Das Landesprogramm Karriereweg FH-Professur hat sie nach Bochum gebracht. Es ermöglicht sowohl die erforderliche Berufspraxis zu sammeln, als auch direkt an der Hochschule mitzuarbeiten. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der HS BO hat sie eine zweite Stelle beim NABU NRW und koordiniert dort die Bildungsar-beit für nachhaltige Entwicklung. In beiden Jobs steht für sie die Frage im Fokus, was unser Handeln mit der Welt macht. Was sind die Folgen: in ökologischer, sozialer, ökonomischer und politischer Hinsicht. Und wie können wir durch unser tägliches Handeln Einfluss nehmen? Nur wer weiß, wie unser Handeln wirkt, kann bewusst handeln.
Andreas Dridiger: „Das war Gold wert für mich“, sagt Bauingenieur Andreas Dridiger. Er hat beste Erfahrungen mit dem kooperativen Promotionsverfahren, das er im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen an der HS BO sowie an der TU Kaiserslautern absolvierte. An der technischen Universität hatte er im Bereich Massivbau viele Möglichkeiten neue Erfahrungen zu sammeln. Und er konnte dort alle experimentellen Versuche machen, die er in Bochum auswertete.
Kooperatives Promotionsverfahren „war Gold wert“
Besonders wichtig war es für ihn, in Kontakt mit internationalen Studierenden zu kommen und sich von anderen Ideen befruchten zu lassen. Man nimmt ganz schnell viel mit, sagt er. Selbstständigkeit hat Dridiger dort gelernt, da er an der Uni sein eigener Chef war und alles selbst organisieren musste. Eine Erfahrung, die er an die Studierenden in Bochum weitergeben will. Zudem empfiehlt er allen, unbedingt ein Auslandssemester zu machen, auch schon im Bachelorstudium.
Nachhaltig bauen – durch weniger Materialeinsatz
In seiner Dissertation forschte er an der Optimierung von Bewehrungsstahl in Stahlbetondecken. Jeweils abgestimmt auf die Bauteile und geplante Belastung kann er die optimierte Lage und Verarbeitung des Bewehrungsstahls exakt berechnen, die bislang oft nur nach Erfahrungswerten festgelegt wurden. Mit seinem Verfahren lässt sich Stahl einsparen und gleichzeitig die Qualität der Bauteile verbessern. Als nächstes Projekt plant er zu erforschen, wie Estrich aus Zement optimiert verbaut und umweltfreundlicher wird.
Alle Forschungsbeiträge: Kai Rüsberg, Wissenschaftsjournalist, Bochum