„Mein Ziel war es nicht, Unternehmer zu werden, sondern coole Dinge zu machen, um Elektromobilität nach vorne zu bringen“, sagt Nils Stentenbach. Dass daraus ein Unternehmen entsteht mit heute über 160 Mitarbeitenden, stand nicht auf seinem Karriereplan, als er 2005 sein Studium an der Hochschule Bochum begann.
Spezialisiert auf das Testen von Batterien für Elektrofahrzeuge gründete Nils Stentenbach 2011 zusammen mit seinem Bruder Julian das Unternehmen Voltavision, dessen Firmensitz in unmittelbarer Nähe zum Bochumer Campus liegt.
Der Grundstein dazu wurde 2007 gelegt, als Nils Stentenbach ins SolarCar-Projekt der Hochschule Bochum einstieg, fasziniert und angetrieben von der Idee, ein Elektroauto zu bauen und damit Australien zu durchqueren. Sein Part im Projekt war es, eine Batterie für das Fahrzeug zu entwickeln.
Das brachte ihn auch zum Batterietesten – ein Thema, das von da an seinen Karriereweg bestimmen sollte und ihm nach dem Studium einen Job bei BMW in München einbrachte, Batterien für geplante Elektroautos zu testen.
„Als mir klar wurde, wie relevant das ist, was wir da gerade in Bochum machten, hat mich das 2011 dazu motiviert, daraus tatsächlich ein Unternehmen zu gründen“, sagt Stentenbach. Die Idee: Wenn immer mehr Autos mit Batterie ausgestattet werden, braucht es auch immer mehr Prüfstände und Experten, um sie zu testen. Auch wenn es zu der Zeit noch keinen offiziellen Gründungsservice gab, an Unterstützung mangelte es dem Gründerteam nicht. „Was uns die Hochschule damals geboten hat, war vor allem ein Ökosystem und Professoren, die uns besonders zu Anfang mehr zugetraut haben als wir uns selbst“, sagt Nils Stentenbach. „So sind wir zu selbstbewussten Ingenieuren geworden, die ganz nebenbei lernten, auch unternehmerisch zu denken.“
Nicht nur für Stentenbach, auch für eine Reihe weiterer Studierender waren und sind Hochschulprojekte Sprungbretter in die Selbstständigkeit. Um Gründungsaktivitäten an der Hochschule noch stärker zu fördern, wurde im Sommer 2020 der an den Hochschulverbund „ruhrvalley Startup Campus“ angegliederte Gründungsservice ins Leben gerufen.
Von der Ideenfindung über die Vermittlung unternehmerischen Wissens bis hin zur Gründung samt Finanzierung stehen Gründungsinteressierten persönliche Beratung und Coachings genauso zur Verfügung wie Workshops und Seminare. Zudem startet im Wintersemester 2021/22 ein Acceleratorprogramm, das ausgewählte Teams bei der Entwicklung ihrer Idee bis zur Gründung intensiv unterstützt. „Wir legen großen Wert auf die Vernetzung mit anderen Hochschulen und mit dem Start-up-Ökosystem im Ruhrgebiet,“ betonen die beiden Gründungscoaches der Hochschule Bochum, Lenka Mildner und Viktor Kutscher.
Jana Kottmeier, Studentin des Masterstudiengangs „Angewandte Nachhaltigkeit“, ist eine der ersten, die dieses Angebot nutzt. Zusammen mit anderen Studierenden ist sie gerade dabei, das Hochschulprojekt „sustalive“ als Verein auszugründen. Um auf die landwirtschaftlichen Bedingungen in Spanien aufmerksam zu machen und sie zu verbessern, vertreibt das Team Olivenöl von spanischen Farmern und möchte in Zukunft auch weitere Produkte ins Portfolio aufnehmen.
Von Coachings zur Ermittlung, welche Kompetenzen im Team stecken, über Seminare zu Marketing und Akquise bis hin zur Beratung zum Geschäftsmodell nutzte das Team von „sustalive“ die ganze Bandbreite des Gründungsservices.
Die passende Unternehmensform für das Projekt zu finden, war Jana Kottmeier dabei ein besonderes Anliegen. „In der Start-up-Bubble fühle ich mich schon mal ein bisschen fehl am Platz, weil wir nicht primär profitorientiert sind und uns das wissenschaftliche Arbeiten noch erhalten wollen“, sagt sie. Deswegen sah sie sich beim Gründungsservice der Hochschule gut aufgehoben. „Aus einem Hochschulprojekt heraus zu gründen, ist eben etwas Spezielles.“