Wirtschaft mit Schnittstellen
In fast allen Bereichen unseres Wirtschaftssystems, auch dort, wo man es auf den ersten Blick nicht sieht, sind kompetente und erfahrene Betriebswirte gefragt. Entsprechend beliebt sind betriebswirtschaftliche Studiengänge in Deutschland.
Neben klassischen Fächern wie Controlling, Rechnungswesen, Marketing oder Personalwesen, sind hier in den letzten Jahren auch neuere Inhalte wie Digitalisierung, Innovation oder Gesellschaftliche Verantwortung stark in den Fokus gerückt. Durch die Vermittlung eines breiten und fundierten Grundlagenwissens gepaart mit zahlreichen Spezialisierungsmöglichkeiten und einem starken Praxisbezug bieten die diversen BWL-Studiengänge an Fachhochschulen einen optimalen
KOMPATIBEL
Interdisziplinär, interkulturell und international: „Die Anforderungen der Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Von unseren Absolventinnen und Absolventen werden neben fachspezifischem Wissen, Teamfähigkeit und Erfahrungen im Projektmanagement immer häufiger auch interkulturelle Kompetenzen und gute Fremdsprachenkenntnisse beim Berufseinstieg erwartet. Interdisziplinäre und internationale Projekte gehören in vielen Unternehmen zum Alltag, Kompatibilität auf vielen Ebenen ist gefragt. Entsprechend ist die Nachfrage nach interdisziplinären Studiengängen gestiegen. Am Fachbereich Wirtschaft erfreuen sich die verschiedenen Wirtschaftsingenieur-Studiengänge großer Beliebtheit und auch die noch relativ neuen Studiengänge im Bereich Nachhaltigkeit werden in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen erfolgreich angeboten.“
BEGLEITUNG
Studierende für Studierende: „Wir begleiten unsere Studierenden heute sicherlich intensiver als dies noch vor 20 Jahren der Fall war. Seit Jahren bieten wir ein sehr erfolgreiches Mentorenprogramm für Erstsemester an und holen unsere Studierenden dort ab, wo sie sich gerade mit ihren Problemen, Fragen oder sogar Ängsten befinden. Speziell ausgebildete Mentor*innen, selbst Wirtschaftsstudierende im höheren Semester, erleichtern durch ihre Erfahrungen und ihr Wissen den Einstieg in den neuen Lebensabschnitt. Im weiteren Verlauf des Studiums stehen dann unsere Studiengangsmanagerinnen und -manager mit Rat und Tat zur Seite und bieten den Studierenden die notwendige Unterstützung für ein intensives und zielorientiertes Wirtschaftsstudium.“
INTERNATIONAL
Miteinander für Weltoffenheit: „Internationale Studiengänge in der Sprachrichtung Englisch werden von vielen Hochschulen angeboten, Spanisch und Französisch sind schon etwas seltener. Wir bieten unseren internationalen Bachelorstudiengang neben diesen drei Varianten zudem seit vielen Jahren erfolgreich in den Sprachen Türkisch und Russisch an. Über Kooperationen mit zahlreichen internationalen Partnerhochschulen werden in obligatorischen Auslandssemestern neben Wirtschaftsinhalten auch weltoffenes Denken und interkulturelle Erfahrungen vermittelt. Der einjährige Auslandsaufenthalt bereitet die Studierenden dadurch optimal auf den internationalen Arbeitsmarkt vor.“
LEHRE IM WANDEL
Kleingruppen und E-Learning: „Die Lehre am Fachbereich Wirtschaft findet verstärkt in kleineren Gruppen und in einem engen Zusammenspiel zwischen Dozierenden und Studierenden statt. Auf geänderte Anforderungen in der Wirtschaft wird schnell reagiert und die Lehrpläne – wo nötig – zügig an die Bedürfnisse der Arbeitswelt angepasst. Praxisnähe ist ein zentrales Thema und wird durch enge Kontakte zu Unternehmen im Ruhrgebiet, Dozenten mit langjähriger Berufserfahrung in Führungspositionen und anwendungsorientierte Forschungsarbeit gewährleistet. Zudem ist die Lehre – verstärkt und beschleunigt durch die Corona-Pandemie – inzwischen in jeder Hinsicht medien- und internetgestützt. E-Learning ist gang und gäbe und wird im Austausch zwischen Studierenden und Dozentinnen und Dozenten sicherlich auch nach dem Ende der Pandemie eine wichtige Rolle spielen.“
Projektbezogenes Engagement
Schlüsselkompetenzen – „Balu und Du“, 2006, Prof. Dr. Martina Meyer-Schwickerath
Die Arbeitswelt verlangt heutzutage mehr als gute Abschlussnoten. Um die Studierenden bestmöglich auf das Arbeitsleben vorzubereiten, vermittelt der Fachbereich Wirtschaft ihnen im Bereich der Schlüsselkompetenzen fachübergreifende Fähigkeiten wie Verantwortungsbewusstsein oder Kommunikationsfähigkeit.
Die Studierenden bei der Wahl „Wirtschaftsenglisch“ können ihre Englischkenntnisse vertiefen und ihre interkulturelle Kompetenz ausbauen. Wählen sie „Projektbezogenes Engagement“ werden in Projekten Sozialkompetenzen und Selbstkompetenzen weiterentwickelt. Sie engagieren sich dann über zwei Semester in den Bereichen Kreativwerkstätten, Hochschulengagement, Forschendes Lernen oder Service Learning. Zum letzteren gehört seit 2015 das Projekt „Balu und Du“. Studierende (Balus) übernehmen für mindestens ein Jahr eine individuelle Patenschaft von Grundschulkindern (Moglis). Im wöchentlichen Miteinander sollen die jungen Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erlernen, die ihnen helfen, die Herausforderungen des Alltags erfolgreich meistern zu können. Von den Studierenden erhalten sie eine individuelle Unterstützung, Beachtung, Zuwendung und Akzeptanz. Parallel besuchen die Studierenden ein Begleitseminar, in dem ihr Engagement reflektiert, der Transfer zum Studium der BWL diskutiert und nebenbei gesellschaftspolitische und psychologische Fragen thematisiert werden. So öffnen sich die angehenden Betriebswirtinnen und -wirte anderen Bereichen, erlernen berufsrelevante Schlüsselkompetenzen wie Einsatzbereitschaft, Übernahme von Verantwortung und arbeiten so an ihrer Persönlichkeitsentwicklung sowie der der kleinen Moglis.
Barrieren überwinden
Nachhaltiger Konsum unter Genderperspektive, 2016,Prof. Dr. oec. Susanne Stark
Die Mehrheit der Menschen will nachhaltig konsumieren, tut es aber nicht. Was die Gründe für diesen sogenannten Attitude-Behaviour-Gap sind, hat ein qualitatives Forschungsprojekt untersucht.
Im Fokus stand der Konsum von Kleidung, da die Modebranche bereits eine binäre Geschlechterdifferenzierung in männlich/weiblich forciert und mit Genderstereotypen arbeitet. Um sich dem Gender der Probandinnen und Probanden zu nähern, erhielten diese eine Skala mit Eigenschaften, auf der sie sich selbst einordnen sollten. Im Anschluss diskutierten sie in 15 Fokusgruppen Sätze wie „Kleider machen Leute“ oder spielten Einkaufssituationen nach. Es zeigten sich klare Anzeichen, dass unterschiedliche Barrieren und Treiber bei den binären biologischen Kategorien Mann und Frau existieren und den Attitude-Behaviour-Gap begründen. Noch deutlicher wurden die Unterschiede bei der Berücksichtigung des sozialen Geschlechts. Diese ersten Erkenntnisse könnten Bekleidungsunternehmen, dem Verbraucherschutz oder NGOs dabei helfen, gendersensible Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die zielgruppenspezifisch und effizienter nachhaltigen Konsum fördern. Um langfristige Handlungsanweisungen geben zu können, müssen diese qualitativen Ergebnisse noch quantitativ validiert werden.
Nachhaltiger Wertewandel
Repairkultur in Bochum, 2020, Dr. Jacinta Kellermann
Um den interdisziplinären Austausch zu fördern und von unterschiedlichem Fachwissen zu profitieren, initiierten die Studierenden der Nachhaltigen Entwicklung das fachbereichsübergreifende Projekt „Repairkultur in Bochum“. Im Rahmen des Projektes, das im Fachbereich Wirtschaft angesiedelt ist, wurde das Repaircafé „RuBo“ gemeinsam mit Studierenden der Ruhr-Universität Bochum eröffnet.
Durch seinen festen Standort am Universitätscampus und festgelegte Öffnungszeiten ist es europaweit einzigartig. Neben einer umfänglichen Ausstattung mit Spezialwerkzeugen, einer Nähecke und einer Fahrradwerkstatt bietet ein Pool an Fachexpertinnen und -experten aus der Studierendenschaft Hilfe zur Selbsthilfe an. Das Wissen, wie Elektrogeräte repariert oder alte Kleidungsstücke upgecycelt werden, übermitteln die Studierenden auch über Videotutorials. Nachhaltiges Ziel des Projektes ist es, die Recyclingquoten zu erhöhen, Konsum- und Produktionsmuster zu ändern und einen Wertewandel in der Gesellschaft zu erreichen.
Kollektiver Klimaschutz
Incentives, Fairness and Compliance in International Environmental Agreements (InFairCom), 2020, Prof. Dr. Carla J. Vogt/Dr. Marco Rogna
Klimaschutz ist ein globales Anliegen. Durch kollektive Maßnahmen kann die Erderwärmung reduziert und der Anstieg des Meeresspiegels gebremst werden. Beteiligen sich viele Staaten am Klimaschutz, so entstehen Wohlfahrtsgewinne, die nicht nur der jetzigen, sondern auch zukünftigen Generationen zugutekommen würden. Dennoch kann sich die internationale Staatengemeinschaft nicht auf ein gemeinsames Vorgehen beim Klimaschutz einigen. Industrienationen wollen sich nicht einschränken und Entwicklungs- und Schwellenländer folgen diesem Beispiel. Das Projekt InFairCom widmet sich der Frage, wann sich Staaten auf Basis einer freiwilligen Übereinkunft im Kollektiv für den Schutz des Klimas einsetzen. Für das Projekt wurden die Wohlfahrtsgewinne der jeweiligen Staaten berechnet – und zwar für die beiden Fälle, wenn sie beim kollektiven Klimaschutz mitmachen würden und wenn nicht. Das Ergebnis: Die Staatengemeinschaft würde netto vom Klimawandel profitieren. Um eine erfolgreiche, kollektive Strategie umzusetzen, müsse der Nutzen des ärmsten Akteurs maximiert werden. Das bedeutet konkret: Industriestaaten müssten Transferzahlungen an Entwicklungsländer zahlen. Diese beinhalten nicht nur monetäre, sondern auch technologische Transfers, die bei der Umsetzung klimafreundlicher Technologien unterstützen könnten. Dieses in der Wissenschaft vollkommen neue Transferschema, gilt es in einem weiteren Schritt durch empirische Studien auf seine Praktikabilität zu überprüfen.